Thema: Überwindung des Ohnmachtgefühls
Von Trumps Einreisesperre für muslimische Menschen war, wo man auch dieser Tage hinkam, die Rede. So auch im Montagpalaver. Es war ein Schock – nicht, weil es schlimmer war, als andere Nachrichten und Bilder in der Tagespresse von Flüchtlingsströmen, Flüchtlingsschicksalen, von Toten und Trauernden, sondern weil diese Einreisesperre in ihrer undenkbaren Absurdität das Ohnmachtsgefühl verstärkte, das wir dem Geschehen in der Welt gegenüber verspüren können. So war denn auch die Frage: Was können wir dagegen tun? Amerika ist weit weg; aber was dort geschieht oder sonst wo auf der Welt, wirft seinen Schatten auch vor unsere Tür. Sind wir nicht gar zum Handeln verpflichtet? Wir erinnerten uns an die Banalität des Bösen (Hannah Arendt) und wie schnell Mitschuld entstehen kann.
Wir, die in unseren Leben verhaftetet sind, können und wollen nicht alles liegen und stehen lassen, um irgendwo in der Welt helfen zu gehen (auch wenn wir uns vielleicht von diesem Gedanken angezogen fühlen). Was also können wir jetzt und hier tun? Wir sprachen über die Bedeutung des passiven Widerstandes, über Flüchtlingsarbeit hier, über aktive Teilnahme an der Politik, (finanziellen) Unterstützung von Aktivisten und PolitikerInnen, über Kommunikation der eigenen Meinung in Leserbriefen, in den social Media, im Freundes- und Bekanntenkreis. Wie überlegten uns, wie einzuschreiten ist, wenn Unrecht vor den eigenen Augen passiert. Das alles braucht Mut und ist nicht einfach. Wir diskutierten, dass Aggression nachhaltig nicht mit Aggression bekämpft werden kann (und u. U. auch zu gefährlich ist) und kamen zum Schluss, dass Aggression überrumpelt, ja weggeschmolzen werden kann, wenn ihr mit Empathie für Opfer und Täter und einer überraschenden Wendung entgegengetreten wird. Es sei hier von einem wunderschönen Beispiel einer Teilnehmerin berichtet: Auf der Heimfahrt von einem Chorwochenende sassen ein paar Frauen im Bus und fuhren irgendwo über Land. An einer Haltestelle stiegen junge Männer zu, die die Frauen verbal attackierten. Da begann dieser vielstimmige Frauenchor, seine Lieder zu singen. Sang bis zur Endstation. Die jungen Männer überrascht und erstaunt setzten sich und hörten aufmerksam zu. Einer sagte beim Aussteigen: „Ihr habt ein Lied aus meiner Heimat gesungen.“
Diese Geschichte versöhnte uns mit unserer Ohnmacht. Nein, wir müssen nicht nach Amerika oder sonst wohin reisen, wir können auch hier vor unserer Türe wirken und darauf vertrauen, dass aus dem von uns ausgesetzten Virus des Guten eine Epidemie entsteht. Die Chaostheorie besagt, dass kleinste Veränderungen der Anfangsbedingungen große Auswirkungen auf das gesamte System haben können. Schlagen wir mit unseren Flügeln wie die Schmetterlinge und ….
Zuhören, vergleichen, in die Tiefe gehen ohne Anspruch auf Lösungen, laut nachdenken ohne Kritik, sich gegenseitig beim Formulieren und Denken unterstützen – ohne sich zu kennen: das war das vierte Montagspalaver.